Zitationshinweis: Spieler, B. (2022): Gendersensible Gestaltung eines Computational-Thinking-Kurses mit Hilfe des PECC-Modells, In: R. Knackstedt, J. Sander, J. Kolomitchouk (Hrsg.) Kompetenzmodelle für den Digitalen Wandel: Orientierungshilfen und Anwendungsbeispiele, Springer-Verlag GmbH, Berlin, Deutschland, S. 183 – 201. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63673-2_9
Bernadette Spieler, Zurich University of Teacher Education, Centre of Education and Digital Transformation, Zurich, Switzerland
Zusammenfassung: Die Gesamtanzahl der Studentinnen und Absolventinnen in der Informatik ist sehr gering und der Bedarf an Fachkräften insgesamt im Bereich der Informatik kann nicht gedeckt werden. Die Forschung weist auf verschiedene Faktoren für den niedrigen und sogar abnehmenden Anteil von Frauen in der Informatik in Industrieländern hin. Genannt werden unter anderem psychologische Ursachen, soziale Faktoren oder strukturelle Bedingungen. Diese Erklärungen haben eines gemeinsam: Sie erkennen das Alter zwischen 11–15 Jahren als die wesentliche konfiktbildende Phase bei Mädchen an, in der das Interesse an Informatik entweder abnimmt oder anfangs nicht geweckt wird. Kenntnisse in Informatik sind für die Zukunft unerlässlich, doch spielt die Informatik in den meisten Lehrplänen des europäischen Schulsystems eine unbedeutende und unzureichende Rolle und bezieht sich meist auf die Nutzung des Computers als kontextloses Werkzeug. Daher schließen viele diesen Berufsweg aufgrund von Vorurteilen, Unwissen über die Grundideen der Informatik oder stereotypisierte Vorstellungen von vornherein aus. Mit einem Fokus auf gendersensible Überlegungen, Kreativität und konstruktionistisches Spieldesign kann es gelingen, vor allem Mädchen in der Erprobung unterschiedlicher Computational-Thinking-(CT-)Aktivitäten für diesen Bereich zu begeistern. Diese genannten Konzepte bringen junge Menschen auf unterhaltsame Weise Fähigkeiten im Bereich des CT bei, denn Programmieren wird als eine Möglichkeit gesehen, CT Skills wie logisches, algorithmisches und abstraktes Denken zu trainieren. Darüber hinaus werden in Zeiten eingeschränkter physischer Präsenz an Schulstandorten, wie während der Coronapandemie, individuelle digitale Lösungen benötigt, um pädagogische Motivatoren und Unterstützung zu bieten. Insbesondere online ist es wichtig, neue Wege zu fnden, denn die Digitalisierung wird die direkte Ermutigung durch die Lehrenden nicht ersetzen können. Die vorliegende Studie beschreibt dazu einen Onlineprogrammierkurs, welcher im April 2020 mit 24 Kindern und Jugendlichen zwischen 10–15 Jahren aus Hildesheim durchgeführt wurde. Mithilfe des von der Autorin entwickelten geschlechtersensiblen pädagogischen Modells „Playing, Engagement, Creativity, Creation“ (PECC) wurde der Kurs in der Konzeption sowie bei der Durchführung durch zentrale Forschungen aus den Bereichen Genderstudies, Informatikdidaktik und Lernwissenschaften begleitet. Ziel dieser außerschulischen Untersuchung war es, Genderaspekte deskriptiv zu analysieren und die Konzepte aus dem PECC-Modell zu verifzieren. Die Ergebnisse zeigten, dass vor allem die genderspezifsche Ausrichtung des Modells (z. B. individuelle Unterstützung, einfacher Einstieg, inklusive Gruppenarbeiten und das Verwirklichen eigener Ideen) von Mädchen genutzt bzw. als besonders positiv genannt wurden.